Freitag, 29. Januar 2021

Es ist nicht nur ein Umzug, es ist ein neuer Lebensabschnitt

 


Puh, das war ja ein Ding!
Ich sitze im Auto, parke gerade ein, da ruft unsere Vermieterin an.
So in einem Nebensatz sagt sie dann,: "Ja, und übrigens, ich verkaufe das Haus."

"Bitte, was?"

"Ja, und ich brauche Ihre Erlaubnis, dass die Interessenten, Ihre Wohnung besichtigen können."

Hui, gut, dass die Frau nicht Diplomatin geworden ist.

Nachdem sich mein Schock gesetzt hatte, begriff ich, dass es auch eine schöne Chance ist, ein neues Heim zu finden und das alte in Würde zu verlassen.

Eine glückliche Fügung war es dann, dass unsere netten Nachbarn den Zuschlag bekommen haben.

Ich freue mich wirklich für sie.

Und für mich auch.
Meine größte Sorge waren all die Tiere, um die ich mich hier kümmerte und versorgte.
Igel, Vögel und Eichhörnchen.

Die Kinder und ihre Mutter freuen sich schon sehr auf Übernahme der Futter- und Schlafplätze.

Diese Sorge war ich los.

Dann kamen andere Herausforderungen:

Als wir uns die ersten Wohnungen ansahen, wurde schnell klar, dass wir unsere Vorstellungen und Wünsche nicht verwirklichen können.

Die Preise sind explodiert und die Nachfrage nach Wohnraum trotz Corona oder vielleicht gerade deshalb, richtig hoch.

Nach 3 Monaten und gefühlten 20 Besichtigungen in Bonn, Köln und Brühl, haben wir uns für eine 4-Zimmer-Wohnung in Köln-Sürth entschieden.

Ich muss gestehen, dass ich mich noch immer nicht so ganz mit dem Haus versöhnt habe.
Es könnte mal wieder frische Farbe gebrauchen und sieht etwas mitgenommen aus.

"Zuwendung" kommt mir da in den Sinn. Ja, das Haus braucht Zuwendung.
Wahrscheinlich brauche ich auch etwas Zuwendung von mir selbst nach all der Zeit...

Ich bin gespannt, welche Entwicklungen wir in diesem Haus haben werden, die ersten sind jedenfalls schon kräftig im Gang.

Da ist das Abschiednehmen vom Alten ebenso im Prozess, wie das Gestalten des Neuen.

Unsere Geschichte, die mit dem Holunderweg verknüpft ist:

Vor zehn Jahren hat uns das Leben ein sehr großes Geschenk gemacht: uns.
Wir haben uns 2011 kennengelernt.
Guido und ich.
Wir waren verletzt. Wir waren verlassen und voller Trauer. Beide.
Wir spürten sehr schnell, dass wir ein Stück des Weges gemeinsam gehen wollten.
Und:
Wir taten einander gut.
Dann kamen viele innere Prozesse miteinander und auch ausgelöst durch den anderen.
All das haben wir in dieser Wohnung erlebt und durchlebt.
Wir sind gewachsen und haben uns entwickelt.
Diese Wohnung war der beste Platz dafür. Wir haben schöne Feste im Garten gefeiert. 
Oh, die waren so schön!
Und im letzten Jahr haben wir sogar auf der Straße gefeiert: Wir haben alle Nachbarn eingeladen und es war der Beginn einer neuen Nachbarschaft mitten in der Corona-Zeit.
Natürlich haben wir alle Regeln einhalten.

Das erwähne ich auch deshalb, weil es mir wichtig ist, dass wir auch in dieser herausfordernden Zeit Schönes erleben können, auch ganz anders.
Wir verlassen diesen Ort mit gemischten Gefühlen:
Wir sind so dankbar, dass wir diese Zeit hier hatten.
Wir freuen uns, dass wir uns hier entwicklen konnten und, dass wir hier etwas angestoßen haben.
Wir sind dankbar, dass die neuen Eigentümer gut für den Garten, die Buche und die Tiere sorgen werden.
Machs gut, Du schöner Ort!
Segen für das Alte und das Neue!
Was uns erwartet?
Keine Ahnung!

Jetzt ist auch Zeit für die Trauer.

Trauer hat viele Gesichter:
Trauer macht müde.
Trauer macht lustlos.
Trauer macht hilflos.
Trauer vermeidet.
Trauer weint.
Trauer macht wütend.

Trauer kommt in Wellen.
Und diese Wellen haben Berge und Täler.

Trauer ist auch ein Zeichen, wie wichtig uns etwas war.
Sie gehört zum Leben dazu.

Danke, liebe Trauer - Du darfst da sein.

Natürlich ist da nicht nur die Trauer um unser schönes Heim - es ist auch die Trauer um all die Dinge, die wir ALLE gerade nicht so tun können und sollten, wie wir wollen.

Schmerzliches Vermissen.

Wenn wir der Trauer angstfrei erlauben können, da zu sein, kann sie fliessen und wird ihren Weg finden.

Wenn wir Trauer unterdrücken, werden wir ungerecht und bitter.
Wenn sie schwingen darf, wird sie ihrem natürlichen Weg folgen und uns wieder verlassen.

Und da ist auch schon viel Kraft und sanfte Vorfreude...
Das sind gerade meine Schneeglöckchen.
Dieser Kraft und der Vorfreude will ich mehr Raum geben.

Wir sind so gut wir können, bereit für das Neue.
Wir haben etwas wackelige Knie, aber wir haben uns!
Wir waren noch nie an so einem Punkt in unserem Leben.

Wir stellen uns dem Leben zur Verfügung und sind bereit.
Dieser Gedanke macht ein schönes Gefühl.
Er ist mein Krokus!

Herzgrüße & Elfenglitzer°° zu Dir!
LilliCo